Zeitzeugen und Akteure

Harry Benkendorf, Richter am Kreisgericht Potsdam-Land

Die Menschen in der Steinstraße forderten Richter Benkendorf auf, ihnen Rede und Antwort zu stehen. Nachdem ihm Fesseln angelegt worden waren, wurde er unter Beschimpfungen und Schläge durch die Menschenmenge zum Neustädtischen Markt gebracht.

Dort schoben einige Demonstranten den inzwischen Verletzten auf die 1. Mai-Tribüne. Die Menschen forderten, dass sich der Richter zu seinen unmenschlichen Urteilen äußere. Stimmen waren zu hören, die seine Hinrichtung verlangten.
Der Arzt Dr. Brehmer griff in diesem Moment ein. Er sprach zu den Versammelten: „Leute, ich bin bestimmt kein Freund des Systems und will dieses System nicht stützen, aber wir wollen nicht Verbrechen mit Verbrechen vergelten. Wenn dieser Mann dort oben Verbre-chen begangen hat, dann soll er dafür auch zur Verantwortung gezogen werden. Jetzt aber gehört er in die Hände des Arztes, denn er ist schwer verletzt.“
Benkendorf wurde zu Dr. Brehmer am Neustädtischen Markt in die Wohnung gebracht. Dieser veranlasste, dass der Verletzte ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Nach Ereignissen betonte der Richter, dass er selbst am Leben geblieben sei, habe er nicht seinen Genossen, sondern dem Eingreifen eines bürgerlichen Arztes zu verdanken. Nach eigenen Angaben forderte er die Polizeiangestellten auf, sich auf keinen Fall zurückzuziehen und notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.

Erich Frick


Erich Frick war der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Brandenburg.

Otto Kühne, Oberbürgermeister von Brandenburg/Havel

Otto Kühne (* 12. Mai 1893 in Berlin; † 8. Dezember 1955 in Brandenburg an der Havel) war Mitglied des Zentralkomitees der KPD, Kommandeur in der französischen Widerstandsbewegung Résistance, Leiter der Hauptverwaltung Verkehr in der Deutschen Wirtschaftskommission und Oberbürgermeister von Brandenburg/Havel

Als Sohn eines Arbeiters erlernte er den Beruf des Maschinenarbeiters, in dem er bis 1914 arbeitete. Ab 1922 nahm er eine hauptamtliche Position bei der Gewerkschaft Freier Eisenbahnerverband ein.

Im Zuge der Verfolgungen nach dem Reichstagsbrand wurde er am 28. Februar 1933 verhaftet. Als Folge eines Fehlers der Behörden kam er am 13. März 1933 frei und tauchte unter dem Pseudonym Friedrich Kuhlmann unter. Im Juli 1933 gelang ihm die Flucht nach Dänemark.

Ab Mai 1937 bis August 1938 kämpfte er in Spanien in den Reihen der XI. Internationalen Brigade. Im Dezember 1938 flüchtete er nach Paris und wurde später in La Rochelle interniert.

Im Jahre 1940 flüchtete er nach Marseille. Von dort aus schloss er sich der Résistance an.

Nach Berlin kam er im Juli 1945, um dort die Position des Vizepräsidenten der Deutschen Zentralverwaltung (DZW) für Verkehr zu übernehmen. In der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) wirkte er als Leiter der Hauptverwaltung für Verkehr.

Im Zuge der politischen Überprüfungen wurde er 1949 seiner Aufgaben enthoben, da man offensichtlich seine hohe Stellung in der Résistance als politische Belastung ansah. 1950 wurde er als Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel eingesetzt. Im Zuge der Unruhen im Juni 1953 musste er zurücktreten, weil er nach Ansicht der SED nicht entschlossen genug gegen die Demonstranten aufgetreten war. Man warf ihm kapitulantenhaftes Verhalten vor.

Er starb 1955.

Hans Geiseler

Joachim Hanitzsch

Werner Kießig

Wolfgang Kubina

Annemarie Köstling

Hans Lüdemann

Horst Mohrbach

Ulrich Tettenborn

Horst Texheimer