Harry Benkendorf, Richter am Kreisgericht Potsdam-Land

Die Menschen in der Steinstraße forderten Richter Benkendorf auf, ihnen Rede und Antwort zu stehen. Nachdem ihm Fesseln angelegt worden waren, wurde er unter Beschimpfungen und Schläge durch die Menschenmenge zum Neustädtischen Markt gebracht.

Dort schoben einige Demonstranten den inzwischen Verletzten auf die 1. Mai-Tribüne. Die Menschen forderten, dass sich der Richter zu seinen unmenschlichen Urteilen äußere. Stimmen waren zu hören, die seine Hinrichtung verlangten.
Der Arzt Dr. Brehmer griff in diesem Moment ein. Er sprach zu den Versammelten: „Leute, ich bin bestimmt kein Freund des Systems und will dieses System nicht stützen, aber wir wollen nicht Verbrechen mit Verbrechen vergelten. Wenn dieser Mann dort oben Verbre-chen begangen hat, dann soll er dafür auch zur Verantwortung gezogen werden. Jetzt aber gehört er in die Hände des Arztes, denn er ist schwer verletzt.“
Benkendorf wurde zu Dr. Brehmer am Neustädtischen Markt in die Wohnung gebracht. Dieser veranlasste, dass der Verletzte ins Krankenhaus eingeliefert wurde.

Nach Ereignissen betonte der Richter, dass er selbst am Leben geblieben sei, habe er nicht seinen Genossen, sondern dem Eingreifen eines bürgerlichen Arztes zu verdanken. Nach eigenen Angaben forderte er die Polizeiangestellten auf, sich auf keinen Fall zurückzuziehen und notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.